Hoda Tawakol: Delicious Monster

Limbach-Oberfrohna

Hoda Tawakol, Delicious Monster, 2025; Courtesy: Hoda Tawakol; Foto: Natalie Bleyl

Für die Serie Delicious Monsters (dt. „Köstliche Monster“) verknüpft die 1968 in London/Großbritannien geborene und in Paris/Frankreich aufgewachsene, heute in Hamburg lebende franko-ägyptische Künstlerin Hoda Tawakol ihre an Puppen, Perücken oder Masken erinnernden Stoffplastiken mit Baum- und Blätterformen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Mit der Gestalt des Fensterblatts (Monstera deliciosa) zitiert die Künstlerin eine botanische Pflanzengattung, die in der Vorstellung von Mitteleuropäer:innen in Wohn- und Arbeitsräumen zu Hause zu sein scheint. Ihre Vorfahren wurden jedoch einst von kolonialen Pflanzenjägern aus ihrer tropischen Heimat in Mittelamerika nach Europa verschleppt und in botanischen Sammlungen zu pflegeleichten Zimmerpflanzen gezüchtet.

Tawakols „köstliches Monster” quält sich jedoch nicht in einem engen Blumentopf. Von einem dicken Stamm ausgehend, strecken sich wie aus Textilien gebundene Äste weit in  ihre Umgebung. Schwarz gefärbtes Blattwerk wirkt wie aufgepfropft, rote und violette Wurzeln breiten sich wie Blutbahnen oder Fragmente von Körpern auf dem Boden aus.  Durch Form und Farbe entwickelt die Arbeit eine hohe Symbolkraft im durch sie initiierten mentalen Raum. Sie spielt mit den Assoziationen des Betrachtenden, erinnert an Sehnsucht und Mühe, an Machtstrukturen und deren Optionen ebenso wie an Wachsen und Vergehen, Geben und Nehmen.

Tawakols Delicious Monster verknüpft die wechselvolle Geschichte und Identität seines Aufstellungsortes Limbach-Oberfrohna, in dem historische, physische und mentale Situationen zusammengeführt werden. In einem der ältesten Bergbaugebiete Sachsens zeugen noch heute Reste von Pingen und Halden, die sich am Ulrichsberg wie ein invertiertes Wurzelgeflecht verfolgen lassen und die seit dem 13. Jahrhundert Bergbaugeschichte des Wolkenburger Reviers belegen. Im 18. und 19. Jahrhundert stattete Detlef Carl Graf von Einsiedel den Garten von Schloss Wolkenburg mit einem Skulpturenensemble aus, das nach antiken Vorbildern aus Lauchhammerschen schwarzem Eisenguss gegossen wurde. Obgleich aus „leichtem“ Material gebaut, scheint Tawakols Arbeit die Schwere des Eisens wie auch dessen Farbe aufzunehmen. Im frühen 18. Jahrhundert fand der Limbacher Unternehmer, Schwarzdrucker und Erfinder Johann Georg Esche bei einem in Dresden lebenden Hugenotten einen Strumpfwirkerstuhl den er nach einem französischen Vorbild weiterentwickelte. Unterstützt von seinen Landesherren von Schönberg legte Esche den Grundstein für die erfolgreiche Textilindustrie der Region. Seine Nachfahren zogen 1870 mit der Limbacher Strumpfmanufaktur nach Chemnitz und machten nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch die Stadt zu einem internationalen industriellen und kulturellen Zentrum Europas.  

(Text: Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz )

Hoda Tawakol
Delicious Monster 

In Limbach-Oberfrohna

Material: GFK-Glasfaserverstärkter Kunststoff  

Aufgestellt mit Unterstützung der Stadt Limbach-Oberfrohna.

Adresse:
Jägerstraße 20
09212 Limbach-Oberfrohna

zum Standort auf Google Maps

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.